Mein Testlauf mit pCloud: 10 TB Cloudspeicher für unter 20 Euro – Ein erster Eindruck
Seit einigen Tagen spiele ich mit dem Gedanken, unsere wachsende Datenmenge endlich zentral und sicher an einem Ort zu speichern. Lokale Festplatten sind zwar gut und schön, aber der Gedanke an einen Defekt oder Diebstahl treibt mir regelmäßig Schweißperlen auf die Stirn. Nach einiger Recherche bin ich auf den Schweizer Anbieter pCloud gestoßen und teste seit kurzem deren Angebot. Mein erster Eindruck? Ziemlich vielversprechend, mit ein paar wichtigen Einschränkungen.
Der Preis: Ein unschlagbares Argument?
Was mich ursprünglich zu pCloud gelockt hat, war ohne Zweifel der Preis. Für satte 10 TB Speicherplatz zahle ich aktuell 19,99 € im Monat. Wer sich ein wenig auf dem Markt umschaut, wird schnell feststellen, dass das eine echte Kampfansage an die etablierte Konkurrenz von Google, Microsoft und Dropbox ist. Gerade für datenintensive Hobbys wie Fotografie oder Videoschnitt ist das ein extrem attraktives Angebot.
Die virtuelle Festplatte: Fluch und Segen zugleich
Ein Kernfeature von pCloud ist das sogenannte pCloud Drive. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Festplatte, die direkt in den Dateiexplorer (Windows) bzw. den Finder (Mac) integriert wird. Das ist genial, denn es fühlt sich an, als hätte man eine riesige externe Festplatte angeschlossen. Man kann Dateien per Drag-and-drop verschieben, Ordner erstellen und direkt aus Programmen heraus auf die in der Cloud gespeicherten Daten zugreifen. Das spart Unmengen an lokalem Speicherplatz, da die Daten nicht permanent auf dem Rechner gespiegelt werden müssen.
Doch hier kommt der entscheidende Punkt, der mir von Anfang an bewusst war: Ohne Internetverbindung geht hier gar nichts. Da es sich um ein virtuelles Laufwerk handelt, ist der Zugriff auf die Daten logischerweise von einer stabilen Internetverbindung abhängig. Wer also viel unterwegs ist und auch offline an seinen Dateien arbeiten muss, steht hier vor einer Herausforderung. Für mich, der hauptsächlich von zu Hause aus arbeitet, ist das aktuell kein K.o.-Kriterium, aber man sollte es definitiv im Hinterkopf behalten. Immerhin bietet pCloud die Möglichkeit, einzelne Ordner manuell für den Offline-Zugriff zu synchronisieren. Das muss man aber aktiv einrichten.
Weitere Vor- und Nachteile im Überblick
Nach den ersten Wochen des Testens haben sich für mich folgende Punkte herauskristallisiert:
Vorteile:
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Wie bereits erwähnt, sind 10 TB für rund 20 Euro pro Monat eine Ansage (ohne Zusatzfunktionen) .
- Schweizer Unternehmen: Für viele ein wichtiger Punkt in Sachen Datenschutz. Die Server stehen in der EU oder den USA (frei wählbar bei den Bezahl-Plänen), und die Schweizer Datenschutzgesetze gelten als streng.
- Benutzerfreundlichkeit: Die Einrichtung war ein Kinderspiel (zumindest unter Linux) und die Integration als virtuelles Laufwerk ist wirklich intuitiv.
- Geschwindigkeit: Bisher bin ich mit den Up- und Download-Geschwindigkeiten sehr zufrieden. Große Dateien werden zügig synchronisiert.
- Dateiversionierung: pCloud speichert für 30 Tage ältere Versionen von Dateien, was bei versehentlichem Überschreiben Gold wert sein kann.
Nachteile:
- Abhängigkeit vom Internet: Der größte Nachteil für mich. Kein Netz, kein Zugriff auf die "Festplatte & Daten".
- Kostenpflichtige Zusatzfunktionen: Ein Feature, das pCloud stark bewirbt, ist "pCloud Encryption" – eine clientseitige Verschlüsselung, bei der nur der Nutzer den Schlüssel hat. Das klingt super, kostet aber extra. Das ist schade, denn bei einem so sensiblen Thema wie den eigenen Daten hätte ich mir das als Standard gewünscht.
- Keine Online-Office-Integration: Wer es gewohnt ist, Dokumente wie bei Google Drive oder OneDrive direkt im Browser zu bearbeiten, wird hier enttäuscht. pCloud ist ein reiner Speicher, keine Office-Suite.
Ein wichtiger Hinweis für Mac-Nutzer: Die Installation unter macOS gestaltet sich aktuell etwas umständlicher als unter Linux & Windows. Damit das pCloud Drive als virtuelles Laufwerk korrekt funktioniert, muss man dem Programm manuell erweiterte Berechtigungen erteilen. Das bedeutet, man muss sich nach der Installation aktiv in die "Sicherheit & Datenschutz"-Einstellungen von macOS begeben und dort eine Systemerweiterung des Entwicklers freigeben, die sich tief ins System (den Kernel) einklinkt. Ohne diesen Schritt wird das Laufwerk nicht eingebunden. Das ist zwar nur ein einmaliger Vorgang, aber für weniger technikaffine Nutzer könnte das eine kleine oder gar große Hürde darstellen.
Mein vorläufiges Fazit
Mein erster Eindruck von pCloud ist bisher überwiegend positiv. Der Spagat zwischen einem extrem günstigen Preis für massiven Speicherplatz und der cleveren Umsetzung als virtuelle Festplatte ist gelungen. Wer wie ich einen zentralen, sicheren und erweiterbaren Ort für große Datenmengen sucht und hauptsächlich mit einer stabilen Internetverbindung arbeitet, sollte sich pCloud definitiv genauer ansehen.
Die Abhängigkeit von einer Internetverbindung ist der größte Kompromiss, den man eingehen muss. Beim übertragen von meinen Daten mußte ich auch feststellen, das mein ganzes Netzwerk teilweise komplett lahmgelegt wurde. Streaming ala Netflix war "fast" unmöglich. Wer jedoch seine Offline-Ordner klug wählt und die Synchronisierungsfunktion nutzt, kann diesen Nachteil gut umschiffen.
Ich werde den Dienst auf jeden Fall noch etwas weiter testen.
Alternative zur pCloud - Synology DiskStation
Doch hier liegt auch der Haken, der mich aktuell zu pCloud greifen lässt: Im Moment bin ich der Einzige in der Familie, der sich mit der Einrichtung und Verwaltung unserer DiskStation 923+ auskennt. Und da stellt sich eine entscheidende Frage: Was passiert, wenn ich mal ausfalle? Wenn ich unerwartet ins Krankenhaus muss oder aus einem anderen Grund nicht erreichbar bin? Dann stünde meine Familie vor einem verschlossenen digitalen Tresor, ohne zu wissen, wie sie an wichtige Daten kommt oder das System wartet.
Bis ich also mein Wissen weitergegeben habe und auch andere in der Familie die Grundlagen beherrschen, dient pCloud als eine Art unkomplizierte und für jeden zugängliche Zwischenlösung. Es ist ein Dienst, der einfach funktioniert, ohne dass ein "Admin" im Hintergrund ständig alles am Laufen halten muss. Das gibt mir eine gewisse Beruhigung.
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